Bei strahlendem Sonnenschein ging es zur Port Arthur Historic Site. Hier mal ein paar Worte zur Erklärung. Tasmanien, oder damals Van Diemens Land, war die erste Sträflingskolonie in Australien. Port Arthur selbst war eine Sträflingskolonie in einer Sträflingskolonie, sprich der Ort wo man hinkam, wenn man in Tasmanien nochmal Mist gebaut hat. Ein abgelegener Teil der Kolonie, Point Puer, war übrigens das erste bekannte Jungengefängnis der Welt und einige der dort angewandten Methoden finden sich noch heute im Jugendstrafvollzug wieder. Die typische Häftlingskarriere am Beispiel eines 11jährigen Jungen sah folgendermaßen aus: In England ein Taschentuch geklaut, zur Strafe Deportation nach Australien.
Da die Situation in Australien damals nicht gerade rosig war und fast alles außer Land Mangelware war ein weiterer Diebstahl oder irgendeine Rauferei und schon saß man in Port Arthur. Dort gab es dann noch nochmal Unterteilungen. Wer sich schlecht benahm kam in die Labourgangs (harte Knochenarbeit und sklavischen Bedingungen) oder in die Chaingangs (das gleiche, aber mit bis 16 Kilo schweren Fußfesseln). Wer sich gut benahm und etwas konnte oder lernen wollte, durfte ein Handwerk ausüben und sich damit die Rationen aufbessern und eventuell zum Aufseher aufsteigen. Port Arthur war eine Zeit lang eine der am meisten beschäftigten Schiffswerften weltweit. Die Kolonie war zum größten Teil autark (wirtschaftlich unabhängig von externer Versorgung) und optimal in einer Bucht auf einer nur durch einen schmalen, ca. 100m breiten Landsteg, erreichbaren Halbinsel gelegen.
Es ist alles in allem ein eher dunkler Teil australischer Geschichte (1832 – 1876), den die Regierung lange versuchte zu verschweigen Inzwischen sind davon fast nur Ruinen übrig, da die Kolonie in den 1880ern aufgegeben wurde und 1894 in 2 „versehentlichen“ Buschfeuern (laut Guides, inklusive Gänsefüßchen) abfackelte. Die Regierung hat lange Zeit versucht die früh beginnende touristische Nutzung zu unterbinden. Tatsächlich waren die ersten Touristenführer dort ehemalige Sträflinge. Inzwischen wird es wieder von der Regierung verwaltet, da der enorme Touristenansturm nicht wenig Geld einbringt.
Es ist eine durchaus sehenswerte und gut aufgearbeitete historische Sehenswürdigkeit. Es gibt sogar Computerterminals, wo man nachforschen kann, ob man einen Port Arthur Häftling oder Tasmaniendeportierten als Vorfahren hatte. Wenig überraschenderweise habe ich keinen …
Am späten Nachmittag gings dann zurück nach Hobart, wo ich dann zum 2ten mal ins Hobart Hostel eincheckte.
Da ich heut noch ein paar andere Sachen zu tun habe, mach ich hier jetzt erstmal Schluss. Die restlichen Tage muss ich auch grad noch aufarbeiten …
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