Donnerstag, 8. Mai 2008

Desert Patrol Tag 1

Also erstmal ein paar Rahmenfakten: Die Tour startete am 29.04. um 7 Uhr in Adelaide und sollte uns 21 Leute (viele Deutsche, einige Holländer, eine Brise Franzosen und 1 Engländer) in 7 Tagen und 6 Nächten nach Alice Springs führen. Der Veranstalter war Groovy Grape Getaways und unser Guide war Kev (Kevin).

Als allererstes musste Kev erstmal über meinen enormen Haufen Gepäck lachen, der beim Einladen auch etwas schwierig war, da ich der letzte zum Abholen und der Gepäckanhänger entsprechend voll war. Da ich der letzte war, war auch nur noch ein Platz frei. Direkt hinter dem Beifahrer mit guter Aussicht. Hurra! Ach ne, doch nicht ... (ja, ich weiß dass das ne SVZ Gruppe ist) SO EINE SCHEIßE, DRECKSVERDAMMTE!!! Sorry dafür. Mir wurde nämlich sehr schnell klar warum der noch frei war. Schonmal versucht 3 Stunden mit dem Knien im Gesicht die Aussicht zu genießen? Nein? Siehste mal ...

Danach ging es nach einem kurzen Tankstellen/Caféstop direkt nach Norden. Unser erster kurzer Stop war das überaus ermutigende und lebendige Snowtown (wo es noch nie geschneit hat). Ich fand es so erfrischend weil es aus nur einer Straße bestand und die ersten gehörten Worte ein gelalltes "Welcome to hell, I'm the devil" von einem vorbeiwankenden Suffkopp waren. Kurz darauf erfuhren wir dann das Snowtown eigentlich nichts zu bieten hat (oh, wirklich?) außer dass vor ein paar Jahren ein paar Serienkiller in Adelaide den alten Safe der geschlossenen Bank in Snowtown benutzt haben um ihre Leichen zu deponieren. Reizender Ort ...

In Port Germein haben wir dann unsere Swags (Erklärung dazu folgt später) abgeholt und uns den längsten Bootsanlegersteg der Welt angeschaut. Keine Ahnung wie lang der ist. Ziemlich lang halt. Von dort aus verließen wir erstmal den Stuart Highway (der direkt nach Alice Spring führt) um in die Flinders Ranges zu fahren. Am Fuße dieser Gebirgs/Hügelkette blieben wir aufm Weg zum Aussichtspunkt erstmal stecken weil der Bus die Steigung mit uns inklusive Gepäck partout nicht bewältigen wollte. Irgendwie fühlte ich mich mit all meinem Gepäck ein wenig schuldig, aber gesagt hab ich das glaube keinem ...

In Quorn haben wir dann unser Mittagessen (getoastete Sandwiches) zu uns genommen und dabei unsere Gesellschaftsform für den Rest des Trips eingeführt. Die Frauen am Herd, die Männer am Teller ... Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bekommt man den Eindruck dass simplere Lebensumstände unser soziales Erbe mit eiserner Faust in den Boden rammen um aus dem Dreck des Outbacks einen steinernen Tempel des Patriarchats zu formen. Ich kann die weiblichen Leser in gewisser Hinsicht beruhigen, denn auch die Männer sollten noch am gleichen Abend eine Tätigkeit jenseits des Tellerrandes finden.

Dieses Örtchen Quorn war auch von daher bemerkenswert, als das es trotz einer wohl ziemlich kleinen Bevölkerung eine indirekt proportional große (architektonisch) Niederlassung der Freimaurer (direkt gegenüber vom Picknickplatz) beherbergte. Irgendwie war es schwierig dem Gedanken zu widerstehen dass besagte Freimaurer von diesem Nestchen aus insgeheim die Weltherrschaft übernommen haben und alle Einwohner entweder Freimaurer sind oder sich nach Einbruch der Dunkelheit in sabbernde, zombiehafte Diener des Bösen verwandeln, die man nur mit einer Abrissbirne(???) töten kann. Oder so ähnlich ...

Gott sei Dank sind wir alle bei gesundem Leibe und Verstande (naja, obwohl ...) entkommen um tiefer in die Flinders Ranges einzudringen. Durch ehemals florierende und nun ziemlich frustrierende Örtchen ging es weiter zu den Yourumbulla Caves, die für mich das erste sichtbare, nicht im Souvenirshop verkäufliche, Zeichen waren dass die Aboriginees tatsächlich eine Kultur jenseits von Alkohol- und Drogenkonsum in Stadtparks haben. Klingt übel, oder? Aber wer schonmal in Australien war wird mir bestätigen können, dass die "zivilisierten" Gebiete hier leider tatsächlich diesen Eindruck vermitteln. Diese Höhlen jedenfalls enthalten einige recht interessante Zeichnungen. Der genaue traditionelle Zweck dieser Höhlen ist unbekannt (sie werden nicht mehr benutzt), aber die ersten Zeichnungen werden auf etwa 20.000 vor Christi datiert. Da kannten die aber auch noch keinen Alkohol. Der weiße Mann ist ein Arschloch!

Irgendwann bogen wir dann ab um auf 30km Schotterstraße in manischem Tempo entlang der Parachilna Klamm zu fahren. Das manische Tempo war unserer leichten Verspätung (die zur Routine werden sollte) und dem frühen Sonnenuntergang zuzuschreiben. Ich fand die Fahrt jedenfalls toll, da ich Schotterstraßen fahren ohnehin klasse finde und auch ein wenig Adrenalin ins Spiel kam (da Kev das genauso sieht wie ich).
Unsere Unterkunft in Angorichina war übrigens ein ehemaliges "Ausmusterungskrankenhaus" für Atemwegserkrankte. Da das früher sehr oft Tuberkulose war und die noch öfter tödlich endete schliefen wir mehr oder weniger in einer ehemaligen Siech- und Sterbestation, die entsprechende Geisterstorys um sich ranken hat.
Trotz der Verspätung haben wir es relativ ruhig angehen lassen und uns erstmal mit Bier versorgt. In dieser Nacht wurde ich zum Feuerverantwortlichen ernannt, was ich auch den Rest der Zeit bleiben sollte. Über den Kurs des Trips hieß das Lagerfeuer vorbereiten, entfachen, erhalten und auf Nachtmodus (Glutbecken) "umschalten". Zusätzlich war ich auch für die Auswahl des während des Trips zu sammelnden Feuerholzes zuständig. Ich hab keine Ahnung wie das eigentlich zustande kam, aber vermutlich lag das zum Teil daran dass ich der erste Kerl hinter dem Fahrersitz war ... Naja, Spaß und viele Kratzer an Armen, Beinen und Händen hats gemacht. Da wir an diesem Abend ein Barbie (BBQ) als Abendbrot hatten, haben wir das Feuer kurzerhand Ken getauft und diesen Namen bis zum Ende beibehalten. Damit war ich also 5 Tage des Trips damit beschäftigt Ken anzumachen, ihn bei Flamme zu halten und am Ende bettfertig zu machen. Halleluja ...

Da der Eintrag jetzt schon so lang geworden ist, wird dieser Tag hier beendet

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