Freitag, 9. Mai 2008

Desert Patrol Tag 2

Nach dem spätesten Start für diese Tour (gegen neun) ging es wieder raus aus der Parachilna Klamm, die wir diesmal tatsächlich auch gesehen haben. Wenig überraschenderweise bot diese auch wirklich schöne Anblicke jenseits des Scheinwerferkegels vom letzten Abend. Direkt am Ausgang der Klamm hielten wir kurz an einem der berühmtesten Schilder Australiens:


Nach einer kurzen Fahrt gen Norden hielten wir dann im Postkarten-Outbacknest Copley um uns einen Quandong Snack zu genehmigen. Quandong ist die sogenannte Buschpflaume, von der es etwa 300 essbare Arten gibt. Ihr Geschmack ist irgendwas zwischen Pfirsisch und ja, halt Pflaume eben. Ich habe diese Frucht in Form eines Küchleins (Pie) genossen, der damit gefüllt war. Sehr lecker muss man mal sagen. Es gibt übrigens die Behauptung dass es von so gut wie jeder europäischen Speisepflanze eine Buschvariante gibt. Das kann schon sein, aber der Prospektor (in etwa Bergbaugebietserschließer) Lasseter wird dem wohl widersprechen. Nachdem er nämlich im Busch mit seinem Kamel aufgelaufen ist und von Aboriginees aufgenommen wurde, ist er innerhalb von wenigen Monaten gestorben da er die Diät nicht vertragen hat. Diese ganze Sache hat zusätzlich noch viel mit Gold und Gier zu tun, aber das hat mit Pflaumen nicht viel zu tun und wird von daher an dieser Stelle vernachlässigt.

Während wir noch im Ort waren fand ich einen Autofriedhof (10 Schritte vom Café entfernt) und konnte natürlich nicht widerstehen das auf digitales Zelluloid zu bannen. Im Endeffekt musste die gesamte Gruppe auf mich warten, was auch nicht zum letzten mal geschehen sollte. Man muss ihr allerdings lassen, dass sie es mit stoischer Ruhe getragen hat. Vermutlich waren sie auch noch damit beschäftigt ihre Buschpflaumen zu verdauen während ihre Gedanken besorgte Kreise um Tod und kulinarisches Verderben drehten.

Es ging mal wieder nach Norden, wie so oft auf dem Trip. Aber nicht lang, denn nur 10 Minuten später hielten wir an einem Tagebau. Dazu brauch ich aber eigentlich nicht viel sagen, denn die sehen in Australien ausnahmsweise mal nicht groß anders aus als bei uns. Im wesentlichen Löcher, sehr große Maschinen und bemerkenswert gründliche Ausrottung sämtlicher natürlicher Lebensformen jenseits von Alkoholikern in Warnweste und Helm.

Der folgende Stop war dann schon etwas bemerkenswerter. Talc Alf's Place. Versucht euch einfach mal einen Holländer vorzustellen der seit 32 Jahren ohne Strom und fließend Wasser im Nichts auf einem riesengroßen Grundstück (es gibt da keine kleinen Grundstücke) lebt und sich nicht mehr ganz sicher ist ob er nun Holländer, Australier oder wiedergeborenener Aboriginee ist. Wenig überraschend ist er ein ziemlich begabter Künstler, Erfinder (aus Not) und Philosoph. Auf seinem Land findet man absolut alles von Backpackerautos über Kinderschuhe bis hin zu halb verrotteten Kamelhufen. Ein Paradies für Fotografen. Wenn man die Zeit hat, die wir nicht hatten. Hab ich eigentlich schon erwähnt dass ich den größten Teil dieser verfügbaren Zeit damit verbrachte einen HUND zu fotografieren? (Mr Bojangles):









Ein kurzer Besuch bei den Ockerklippen folgte. Diese Klippen sind extrem bedeutsam für die Aboriginees ganz Australiens da Ocker eine der am häufigsten benutzten Farben ihrer Kultur ist. In Konsequenz reiste man aus allen Ecken dorthin um das Zeug zu bekommen. Höhlenzeichnungen um Darwin wurden zum Beispiel damit geschaffen. Wir sprechen hier nebenbei gesagt über eine Distanz von über 3000km! Und das um ein bisschen Farbe zu bekommen ...

In Maree, am Beginn des Oodnadatta Tracks gabs dann Lunch und nochmal tolle Fotomotive bevor wir bis Coober Pedy am folgenden Mittag keinen Asphalt mehr sehen sollten. Nahezu 400km Schotterpiste lagen vor uns und wir waren mal wieder spät dran. Entsprechend rabiat gings zur Sache. Außerdem war Kev auch von Regenwolken am Horizont besorgt, denn Regen kann diese Straßen komplett unpassierbar machen.

Wir passierten irgendwann den Dingofence. Dieser Zaun hält die Dingos im Zentrum und Norden von den Schaffarmen im Süden fern und ist die längste von Menschen erschaffene Konstruktion der bekannten Weltgeschichte. Ursprünglich 9300km zwischen der Ost- und Westküste lang hat man ihn inzwischen auf 5600km eingestaucht, was aber immernoch länger ist als die Chinesische Mauer (nein, man kann beide nicht vom Weltall aus sehen). Kurz darauf ist dann auch tatsächlich ein Dingo direkt neben der Straße entlang getrottet. Als wir anhielten hat er uns neugierig beäugt, was alle toll fanden da jeder feine Bilder machen konnte. Das ist wohl angeblich enorm selten da diese Tiere eher scheu sind. Hier nochmal ein weiteres Klischee, welches nicht stimmt: Dingos wurden nicht von europäischen Siedlern eingeführt und aus Versehen ausgewildert. Dingos gibt es in Australien seit etwa 40.000 Jahren. Ihr Ursprung wird im asiatischen Raum vermutet.

Wir hielten dann auf halber Strecke an einem Salzsee (ohne Wasser). Die Gegend dort ist nämlich der westliche Ausläufer eines gigantischen artesischen Beckens dass sich bis fast an die Ostküste (etwa 2000km) erstreckt. Das Wasser was aus den Quellen in dieser Gegend kommt ist etwa 2 Millionen Jahre alt bevor es den Weg von der Ostküste bis dahin geschafft hat und schmeckt wie gesalzener, abgestandener Fußsohlensud. Da es aber die Softdrinkversion eines Gegenbeweises der biblischen Genesis ist, hab ich trotzdem beschlossen es zu genießen. Gibts das irgendwo auch als Bier? Achso, Quellen und so ... Gleich neben dem Salzsee war dann auch der sogenannte "Bubbler" (eine dieser Quellen) aus dem ich das Elixier der Antikreationisten getrunken habe.

Bis William Creek war das unser letzter Stop. Dieses Kaff aller Käffer erreichten wir weit nach Sonnenuntergang. William Creek hat spektakuläre 6 Einwohner und ist damit der kleinste Ort Australiens. Ein Ort ist es übrigens nicht weil es eine Kirche hat (denn es hat keine), sondern ein Pub. Hier funktioniert alles etwas anderes. Hier wurde ich auch mit der Möglichkeit vertraut gemacht einen Panoramaflug am nächsten Morgen zu machen. Eine Möglichkeit die ich wahrnehmen sollte. Außerdem wurden wir in die Benutzung unserer Swags eingewiesen, da wir zum ersten mal benutzen würden. Ein Swag ist im Prinzip ein zeltähnlicher Schlafsack mit Matraze in den man seinen Schlafsack, und darin dann sich selbst steckt. Einfach, oder? Da ich das eher geholte Feuerholz vom Trailer holen musste um Feuer zu machen, hatte ich auch das Vergnügen sämtliche Swags vom Trailer zu werfen. An diesem Abend verbrannten wir übrigens ein gutes Stück australische Transportgeschichte. Unser Holz stammte nämlich von den Gleisen der alten Ghanlinie, die Adelaide mit Darwin verbindet und damals das artesische Becken nutzte um von Wasserloch zu Wasserloch zu kriechen. Inzwischen folgt sie dem Stuart Highway.

Da ich morgen früh mal wieder gegen dreiviertel sechs aufstehen muss und dieser Eintrag ohnehin schon wieder extrem lang ist mach ich hier Schluss und wünsche eine gute Nacht. Morgen gehts dann bis Sonntag in den noch tropischeren Norden zum Cape Tribulation.

Hier noch ein paar "on the road" Bilder von diesem Tag:

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