Mittwoch, 14. Mai 2008

Desert Patrol Tag 4, Coober Pedy bis Uluru (Ayers Rock) - 1

Von diesem Tag ist enorm viel zu berichten, also gibt es diesmal 2 Teile um das Lesen zu erleichtern.


Teil 1

Dieser Tag sollte uns aufgrund einer Fehleinschätzung den frühestens Start des gesamten Trips bescheren: 5.30Uhr, was Aufstehen um 4.45 bedeutete. Die Fehleinschätzung betraf die Zeit des Sonnenaufgangs und kam von … mir. Erm, uups!? Irgendwie hatte ich mich zu erinnern geglaubt am vorherigen Tag die Sonne gegen halb sechs aufgehen zu sehen als ich für meinen morgendlichen Panoramaflug die Augen vor den meisten anderen öffnete. Naja, da Kelly mir lebhaft zustimmte und sie auch so früh aufstehen musste lag die Schuld wenigstens nicht komplett auf meinen Schultern. Das Ausmaß des ganzen Dilemmas erfuhren wir dann kurz nach Aufbruch. Es gab nämlich noch keinen Kaffee und sowohl Kev als auch ich brauchten den dringend wie halt jeden morgen. Bei der Bäckerei mussten wir auch mehr oder weniger auf Raubzug gehen als wir in tiefster Dunkelheit in den Hinterhof fuhren, verwirrt durch ein schwarzes Nichts tappten um dann an einer halb verriegelten Tür rumzufummeln bis sie uns einen Schatz frischen Brotes preisgab. Auch wenn ich viel später erfuhr dass das alles mit dem Bäcker abgemacht ist weiß ich jetzt wie man im Halbschlaf zum Einbrecher wird. So zumindest fühlte ich mich irgendwie. Aber Hunger und mentale Betäubung durch unterbrochenen Tiefschlaf trüben das Urteilsvermögen in erheblichem Maße.

Nachdem wir dann mit Brot und ohne Kaffee die Stadt verlassen hatten fuhren wir mal wieder auf Dreck um dann ein weiteres mal am Dingozaun zu halten und dort letztendlich festzustellen dass wir viel zu früh dran sind, da der Himmel erst so langsam begann eine bläuliche Färbung anzunehmen und es zudem arschkalt war. Nächte im Outback können gemein kalt sein! Naja, wir standen ein bisschen doof und frierend in der Gegend rum (also Kev, ein Franzose und ich). Die anderen saßen frierend im Bus und haben uns böse und sehr müde angestarrt. Hab ichs schon erwähnt? … Erm, uups!?

Wir fuhren dann endlich weiter und kamen 50km nördlich von Coober in den sogenannten Breakaways an. Das ist eine recht bizarre Hügelkette und ein weiteres heiliges Areal der Aboriginees, die das Abroonaa nennen. Hat mal wieder viel mit Urahnen und der Traumzeit (den ihre Genesis) und so zu tun. Der Sonnenaufgang dort war fantastisch. Stellt euch einfach Mad Max (was direkt dort zu großen Teilen gedreht wurde) mit nem romantischen Sonnenaufgang und vor allem ohne Mel Gibson vor.

Nach ein bisschen rumlatschen, viel fotografieren und noch mehr staunen machten wir uns auf den Weg nach Norden entlang des Stuart Highways, dem wir noch sehr lange folgen würden. Da wir erstmal eine Weile zu fahren hatten nutzten wir ersten Reihen die Zeit um eine Menge Mist, ergo lustige Spielchen auszuhecken. Aus der entstehenden Auswahl entschieden wir uns für Highway Bingo, Stille Post und (Un)glücksrad. Stille Post klingt nicht sonderlich aufregend, wird aber überaus amüsant wenn der Satz auf Englisch ist und die Hälfte der Teilnehmer nur ziemlich rudimentäres Englisch spricht. Ich weiß leider nicht mehr welche Sätze wir hatten, aber am Ende stimmte nie mehr als ein Wort im Vergleich zum Anfang. Highway Bingo ist ziemlich simpel, da es halt wie Bingo funktioniert (googelt notfalls selber nach). Jeder zahlt 50 Cent ein (Gesamtgewinn bei 22 Leuten entsprechend $11), schreibt 6 Zahlen auf einen Zettel und gibt sie dem Nächsten. Relevant ist die erste Zahl auf dem Nummernschild aller Autos denen wir begegnen während sich der Bus irgendwie bewegt. Schon nach 3 Zahlen war klar dass ich nicht gewinnen konnte, denn ich hatte noch 4-4-8 übrig während eine Holländerin schon nur noch 4-8 hatte. Gewonnen hat sie aber auch nicht, denn noch während ich mich aufregte und sie mich auslachte hat eine der Deutschen ihren Zettel gefüllt und uns das Freudestrahlend mitgeteilt. Nach den Blicken der Holländerin hätte sie eigentlich tot umfallen und winseln (ja, auch wenn sie schon tot ist) müssen. Mich hat es irgendwie gefreut. Späte Schadenfreude ist noch besser als die erste.

Das (Un)Glücksrad basiert auf den Zahlen von 1-24 (22 für die Teilnehmer und 2 für die Gruppe), die auf den linken (das wird später noch wichtig) Vorderreifen geschrieben werden. Wenn die Zahl des Betroffenen bei einem Stop an einer der 2 Marken landete (2 Opfer pro Streich um die Hemmschwelle zu senken) musste eine Aufgabe erfüllt werden. Diese wuchsen natürlich auch auf unserem Mist (15 an der Zahl) und wurden aus einem (meinem) Hut gezogen. Gemalt haben wir (ich mal wieder) die Marken bei unserem ersten Tankstopp des Tages an einem belebten Roadhouse, wo ich auch meinen ersten Roadtrain sah. Sch***verdammtnochmal sind die groß!!! Dass muss man sehen um es wirklich zu begreifen. Der hier ist noch mittelmäßig: Die gibt’s bis 50 und mehr Meter Länge mit bis zu 4 Anhängern. Beeindruckend!

Achso, ja - das (Un)Glücksrad: Nun, die Marken sind nicht unbedingt gleichmäßig geworden (nett gesagt). Aber hey, wen kümmerts: Wir sind hier im „Land of no worries mate“. Da wir aber sehr viele Deutsche dabei hatten gab es eine Menge worries, viel Nörgelei und noch mehr (vermutlich falsche) Wahrscheinlichkeitsberechnungen mit hinterher noch mehr Nörgelei. Ich fands lustig bis ich am 2. Stop selber dran war und in den Hut greifen musste. Schluck, ich wusste ja was für Gemeinheiten da auf ihre Ziehung warteten. Wie zum Beispiel Waltzing Matilda singend um den Bus herum Walzer tanzen oder auf einen Wildfremden zugehen und ihn überaus stürmisch als alten Bekannten begrüßen. Ich musste zusammen mit einer Holländerin am nächsten Roadhouse auf den Trailer klettern und verzweifelt „Where the f*** are we?“ blöken. Das fand ich dann wieder lustig, da ich a) wirklich keinen Schimmer hatte wo wir waren und ich mich b) auf dem Trailer ja eh schon gut auskannte. ;) Andere mussten dann ausgerechnet als wir im Nichts mitten auf dem Stuart Highway anhielten, weil wir einen von Norden kommenden Groovy Grape Bus trafen, zu irgendeinem Rocksong Luftgitarre spielen. Auf der Straße, während die im anderen Bus (auf nur einer 2-Tage Tour mit viel Stress und noch weniger Zeit) zuguckten und aussahen als ob sie uns für komplett bescheuert halten. Toll!

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