Samstag, 31. Mai 2008

Desert Patrol Tag 6

Diesmal standen wir früh auf (wenig überraschend, oder?) um Uluru bei Sonnenaufgang zu umrunden. Am Anfang hab ich mir noch wirklich in den Arsch gebissen. Gott sei Dank ist die Umsetzung dieser nicht so einfach wie das Formen der Worte, denn die Busfahrt wäre dann echt anstrengend geworden (ihr erinnert euch? Ich hatte dabei bereits mit Knien im Gesicht zu kämpfen). Allerdings muss ich sagen dass meine kleine (Canon, was sonst) Ixus 75 den Job ganz gut gemeistert hat was die Farben angeht. So lang die Lichtbedinungen und Ideen des Bedieners nicht zu komplex werden, liefern Kompaktkameras heutzutage oft wirklich gute Resultate die jeden Normalverbraucher und Fotografieanfänger (damit mein ich unter anderem mich) vollkommen glücklich machen können. Die Bilder von diesem Tag sind notgedrungener Weise alle mit der Ixus gemacht.

Die Umwanderung von Uluru war geologisch und optisch interessant, aber ich finde dass die Informationen über die Bedeutung Ulurus umfangreicher hätten sein können. Viel davon wurde zwar im Besucherzentrum erklärt, aber es ist ziemlich schwierig den Zusammenhang zwischen den Gesteinsformationen und den Geschichten zu verstehen wenn man sie nicht vor sich hat. Und Fotos können zu den Erklärungen nicht geliefert werden, da diese Formationen entsprechend ihrer Bedeutung heilig sind und nicht fotografiert werden dürfen. Trotzdem ein Foto machen und erwischt werden macht das Löschen dieses Fotos ziemlich teuer: $25.000!!! Das ist übrigens die gleiche Strafe wie für ein Besteigen des Berges wenn der Aufstieg geschlossen ist und andere Aktivitäten die Uluru als Heiligtum schänden, wie etwa Paragliding oder „Abseiling“. Wenn das gleiche generell für Kirchen gelten würde wäre das Internet wohl um ein paar Millionen Bilder ärmer.

Nochmal zum Thema Besteigen von Uluru: Ich bin der Meinung dass der Aufstieg generell und für immer geschlossen werden sollte. Von unserer Gruppe hätte es keiner getan auch wenn der eine anwesende Engländer darüber nachgedacht hatte bis ich in Coober Pedy mit ihm darüber geredet habe. Auch wenn er es wohl am Ende (bei offenem Aufstieg) ohnehin nicht getan hätte (weil er es alleine hätte machen müssen und die Gruppe ihn dafür wohl verachtet hätte) war ich trotzdem ein klein wenig Stolz darauf ihn Tage vorher von der Unseligkeit seiner Idee zu überzeugen. Warum? Weil ich sonst kulturell eher ein kleiner ignoranter Unhold bin. Ich hab noch nicht mal eine Ahnung auf was sich Stoiber und Beckstein mit „deutscher Leitkultur“ eigentlich genau beziehen und es kümmert mich auch weniger als es vielleicht sollte.

Ironischer Weise fällt mir grad ein dass ich vielleicht noch ein wenig zur generellen Bedeutung Ulurus erwähnen sollte. Man könnte es in gewisser Weise den Schöpfungsstein nennen. Was bei uns die biblische Genesis inklusive Adam, Eva und all ihren zahlreichen (moralisch teils fragwürdigen) Sprösslingen ist, ist für Aboriginees die sogenannte Traumzeit mit ihren Urahnen. In gewisser Hinsicht ist die Mythologie der Aboriginees eine Mischung aus der Bibel und den Märchen der Gebrüder Grimm, was hier nicht abwertend gemeint ist. Ich formuliere es so weil sich die weltschaffenden Urahnen in fabelähnlicher Manier in Tieren manifestierten, die mit ihren Taten nicht nur die Welt sondern auch moralische Präzedenzfälle schafften. Die Lektionen daraus wiederrum bilden das soziale Gefüge einer ganzen Kultur. Wie es so kommen sollte konzentrieren sich viele dieser Geschichten um Uluru. In der Sprache der dort ansässigen Aboriginees ist das Wort für Schöpfung übrigens das gleiche wie für Gesetz. Eine Besteigung Ulurus gleicht also in gewisser Weise dem Vorhaben den Petersdom im Vatikan zu besteigen um zu schauen ob man sich von der Kaaba in Mekka abseilen und dann vom deutschen Bundestag Paragliden kann. Ich hoffe ich habe meinen Standpunkt damit halbwegs deutlich gemacht, denn das ist nötig um zu verstehen welche Verachtung ich für die Leute verspürte welche Uluru an diesem Tage trotz gesperrten Aufstieges (wegen starken Winden) bestiegen. Als ich die neben mir stehenden Parkranger darauf ansprach meinten diese dass ihre Rucksäcke wie Paraglidingausrüstung aussehen (es lebe das Fernglas). Nach der Landung erwartete sie wohl zwar vermutlich kein schlechtes Gewissen aber zumindest eine saftige Strafe von mindestens $50.000, denn Strafen addieren sich in Australien.

Etwas später fuhren wir dann den gehörigen Umweg zum Kings Canyon. Auf den uns von uns benutzten Highways sind es etwa 500km und bei Nutzung eines Allradfahrzeugs etwa 150km! Unsere Übernachtungsmöglichkeit war diesmal die Kings Creek Cattle Station mit Kamelfarm. Genau, eine Rinderfarm mit Kamelfarm. Habe ich schon erwähnt dass Australien die größte Population (ca. 300.000) von Wildkamelen hat? Die wurden von den damaligen Entdeckern aus Arabien eingeführt und als man sie nicht mehr brauchte ausgewildert. Inzwischen werden sie nach Arabien EINgeführt, weil es nicht nur die größte, sondern auch die rassisch reinste Population ist (man hat damals nur die langstreckentaugliche Version genommen).

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