Mittwoch, 9. Januar 2008

Revolution in Sydney!

Es gibt sie noch: Echte marxistische Idealisten! Und ich habe sie gefunden. Wieso findet der Pale sozialistische Idealisten in Sydney wo er doch eigentlich umherreisen sollte? Das kam folgendermaßen:

In den letzten Tagen habe ich hier in der Gegend ein Plakat rumhängen sehen, dass einen Vortrag mit folgendem Titel bewarb: „The Trial of Oscar Wilde and the Rise of Homophobia“. Klang irgendwie interessant, es war kostenlos und ich hatte eh grad nix besseres zu tun, also bin ich gestern dahin.

Dieser Vortrag entpuppte sich dann als Treffen einer Gruppe namens Sozialist Alternative. Da fragte ich mich zum ersten Mal wo ich da reingeraten bin. Nun gut, der Vortrag war grauenhaft in Gliederung und Argumentation, aber immerhin mit jeder Menge Pathos präsentiert. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass man in einen Vortrag über die Diskriminierung von Homosexuellen das Wort „Kapital“ so oft hineinbekommt. In der darauf folgenden Diskussion, an der ich mich verwunderlicherweise mal nicht beteiligt habe, wurde das alles noch verschärft und das derzeitige System grundlegend zur Wurzel des Bösen erklärt. Diskussion ist hier als Begrifflichkeit aber eigentlich weniger angebracht als vielmehr "Argumentative Kollektivkonsensbildung". Es war wirklich interessant den argumentativ-intellektuellen Vorsprung der älteren Mitglieder zu beobachten, die sich bemerkenswert deutlich vom sonstigen „Yeah, we are against!“ und „The capital ist the fundamental problem“ abhoben. Ich hab da auch zum ersten mal seit Ewigkeiten wieder das Wort „Bourgeois“ in einer Diskussion vernommen. Fast schon liebenswert anachronistisch dieser Haufen …

Das Fazit war jedenfalls, dass das Kapital daran Schuld ist und an allem anderen sowieso auch. Ich erlebte die rhetorische Verbrüderung von Homosexuellen, Kommunisten und allen anderen Minderheiten zu einem einheitlichen Mob, der sich in Anlehnung an die „großartigen Errungenschaften der Russischen (Oktober)Revolution“ gegen die Unterdrückung des imperialistischen Kapitals auflehnt. … oder so ähnlich. Mich würde mal interessieren was Herr Guido Westerwelle dazu meint.

Nachdem ich mir dann zuhause mal ihre Partei-Postille mit dem bemerkenswert kreativen Namen „Socialist Alternative“ zu Gemüte geführt habe mache ich mir ernsthaft Sorgen vom australischen Verfassungsschutz beobachtet zu werden.

Hier mal ein paar Auszüge aus den Leitmotiven und Zielen:

„We are for a society in which ordinary people control every aspect of life“ (Erm, kennen wir schon)

“A successful revolution will involve the workers taking control of their workplace, dismantling existing state institutions (parliaments, courts, the armed forces and police) and replacing them with genuinely democratic ones.”

Auweiha! Solltet ihr eine Weile nichts mehr von mir hören wurde ich vermutlich entweder von den australischen Behörden wegen Verschwörung gegen den Staat oder sowas verhaftet, oder von der Socialist Alternative als Spion der imperialistisch-kapitalistischen Mächte mundtot gemacht – ganz demokratisch natürlich.

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