Mittwoch, 30. Januar 2008

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Ursprünglich hochgeladen von Paleontour
Das ist auch nochmal Lake Gordon. Hier wird glaube ich klar was ich mit gespenstisch meine ...

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Ursprünglich hochgeladen von Paleontour
Die meisten Seen hier haben haufenweise abgestorbene Baeume am Ufer. Das ist das Graue im Bild und gibt dem Ganzen mitunter eine arg gespenstische Atmosphaere

Dienstag, 29. Januar 2008

Einmal durch

Vorgestern habe ich offiziell beschlossen von New Norfolk die Schnauze voll zu haben. Da am Tag davor 2 Deutsche mit nem Mietwagen gekommen waren, habe ich die Gelegenheit fuer eine Tagestour am Sonntag und die Weiterfahrt am Montag genutzt. Jetzt bin ich Launceston, im Norden Tasmaniens.

Die Fahrt dahin war, ... interessant. Die Landschaft ist der Hammer. Von Tundra aehnlicher Mondlandschaft ueber pastorale Huegellandschaft bis hin zu verzaubertem Regenwald ist hier echt alles dabei. Wirklich sehr sehenswert. Leider hab ich hier nicht viel Zeit, weswegen ich fuer Bilder mal wieder nur auf flickr verweisen kann.

Die beiden Deutschen sind eine sehr merkwuerdige Kombination. Der eine, juengere, laesst es eher entspannt angehen und geniesst sein Zeit. Der andere (ein Stephan) versucht scheinbar Australien in so einer Kommandomission durchzuziehen. Der Typ war echt anstrengend und sein Fahrstil ist mitunter auch eher abenteuerlich: Mit angezogener Handbremse auf ner Schotterpiste neben nem Abgrund um die Kurve. Zur atemberaubenden Landschaft gabs also auch noch mehr Adrenalin als einem lieb sein kann. Dummerweise sieht man nicht viel Landschaft wenn vor dem Inneren Auge gerade dein Leben noch einmal als Film ablaeuft.
Ein bisschen dankbar bin ich natuerlich trotzdem fuer den Lift (das nennt man hier so), da ich aus diesem Loch da raus bin und in 2 Tagen auch enorm viel gesehen hab.

Samstag, 26. Januar 2008

Noch mehr Langeweile und japanische Nazis Widerwillen

Wie ich letztens geschrieben habe gibt es bis Dienstag keine Arbeit. Das heisst im Hostel sitzen, lesen, Cricket und Tennis gucken (beides nicht sonderlich aufregend). Raus gehen will man auch nicht so richtig, da es da ziemlich heiss ist und die Sonne alles grillt, was nicht im Schatten ist. Seit etwa 3 Tagen schaele ich mich jetzt wie eine Schlange und verteile Fetzen toter Haut im gesamten Hostel, lecker.

Gestern sass ich mit einem der Japaner im Aufenthaltsraum und da ist mir sein T-shirt aufgefallen. Ich dachte ich seh nicht richtig: Auf dem Ruecken und den Armen sind SS Runen und auf der Brust in einem Wappen das Bild einer Frau in alter Fliegeruniform mit Daumen hoch und dem Slogan "Armed up for you". Als ich ihn fragte ob er sich bewusst ist, was er da durch die Gegend traegt bekam ich nur das typische (wer es gesehen hat, kennt es) Laecheln, das komplette Ahnungslosigkeit ausdrueckt. Deprimierenderweise aenderte sich das auch nicht als ich es ihm erklaerte. Fuer die wenigen, die es vielleicht nicht wissen: Japan war im zweiten Weltkrieg mit Deutschland vrebuendet und Nazisymbole oder entsprechende Memorabilia sind dort nicht unbedingt verpoent und schon garnicht verboten. Die japanische Kultur hat ohnehin einige Elemente die Hitler vermutlich feuchte Traeume beschert hat. Nur mal so als Schlagwort: Samurai.

Uerberhaupt ist (oder war) die Kombination von Leuten in dem Hostel hier sehr interessant. Da ist zum Beispiel der ein wenig Troglodytenartige 43jaehrige Alex. Ein Typ aus New Norfolk, der im Hostel lebt weil das billiger ist und nach eigener Aussage schonmal ins Koma getreten wurde ...
Ausserdem ist da ein Neuseelaender der sich permanent ueber die Zustaende hier beschwert und das Wort "fucking" vermutlich haeufiger benutzt als Eminem. Dann haben wir noch zwei 19jaehrige Australier aus Adelaide, die so unglaublich gutmuetig und lieb sind, dass es einen fast in den Wahnsinn treibt. Einer von denen, Luke, hat sich ueber meinen mangelnden Respekt aufgeregt, als ich ueber einen Roadkill (ein totes Wallaby, eine Kaenguruhart) gefahren bin ohne mich da gross drum zu kuemmern. Schlecht fuer ihn, da die Strassen voll von Roadkill sind und das Umfahren dieser eine Strecke vermutlich verdoppelt.
Der Interimmanager dieses Vereins ist geschaetzte 150 Jahre alt und hat einen Abschliessfetisch.

So, das wars jetzt erstmal wieder. Auf flickr gibts neue Bilder. Bis demnaechst ...

Mittwoch, 23. Januar 2008

Gratulation zum Nachwuchs

Hiermit gratulier ich mal offiziell dem gluecklichen neuen Elternpaar in meinem Freundeskreis zu ihrem Nachwuchs. Macht das Beste drauss, also keine Anwaeltin (Sorry Jule ;0) bitte!

Allerdings habe ich bisher noch keinen Namen erfahren und ich dachte der stand schon ne Weile fest! Wissen wollen, wissen wollen, wissen wollen!

Achja, danke fuer das suesse Bild!

Kirschen, ein fahrender Haufen Schrott und Langeweile

Das ist eigentlich so ungefaehr alles was es hier momentan zu berichten gibt. Mehr ist hier in New Norfolk nicht los. Aber immerhin haben wir das Problem mit dem Weg zur Arbeit geloest, naja ... mehr oder weniger. Der Hostel"manager" (ein kleines Maennchen, geschaetzte 150 Jahre alt) hat uns empfohlen mal zum Autohaendler zu gehen und zu gucken was sich machen laesst. Nach ungefaher 10 minuten beim Haendler hatten wir fuer $250/Woche die Schluessel zu einem alten Toyota Camry in der Hand und fuehlten uns enorm dankbar. Das war Sonntag (lustigerweise hat hier sonntags nichts offen ausser dem Supermarkt mit seinem ueberdimensioniertem Parkplatz (ungefaehr so gross wie der Rest des Ortes) und dem Autohaendler.

Nach 4 Tagen Nutzung, einer halben Flasche verbrauchter Bremsfluessigkeit, ruinierten Stossdaempfern, einem nahezu platten Reifen und einem Kuehlsystem das uns heut fast um die Ohren geflogen ist haben wir so langsam den Eindruck dass eher wir dem Haendler einen Gefallen getan haben, als er uns. Naja, schau mer mal.

Das Ziel unserer alltaeglichen Abenteuerfahrt durch 3-Haeuser Orte mit Namen wie Plenty (reichlich) ist die Plantage der Tasmanian Cherry Company. Es duerfte relativ klar sein, was man dort macht: Kirschen pfluecken. Kirschen sind beschissene, kleine Arschloecher die Befriedigung auf steilst moeglichem Gradient zwischen Konsument und Pfluecker verteilen. Da kann man natuerlich philosophisch fragen, was denn ist wenn der Pfluecker konsumiert waehrend er pflueckt. Die wenig philosophische Antwort: Nuescht is, immernoch der gleiche Scheiss. Die Arbeit ist nicht sonderlich hart aber sehr, sehr nervig. Man geht immer wieder und wieder durch die gleichen Bewegungen und am Morgen ist es verdammt kalt waehrend man am Tag langsam vor sich hin grillt (Wir alle frieren unser Wasser ueber Nacht ein damit es gegen 3 am Nachmittag noch kalt ist). Und dann gibts da noch die Qualitaetsanforderungen und die sind das, was es so unangenehm macht. Die Kirschen muessen eine bestimmte Groesse haben, eine bestimmte Roete und Festigkeit, keine Narben, keine Wurmloecher etc und vor allem muss der Stiel dran bleiben und jede Kirsche einzeln sein. Ich sage euch: DAS NERVT!!! Und man muss mindestens 80 Kilo pro Tag schaffen. Eine Kirsche wiegt etwa 5-10 Gramm ...

Heute war ein besonders beschissener Tag mit kirschbefreiten Bauemen und der Nachricht, dass es aufgrund von Reifungsproblemen ab morgen nachmittag bis Dienstag keine Arbeit, und ergo keine Kohle gibt. Achja, wir bekommen $17,81 pro Stunde, abzueglich Steuern. Da bleiben dann etwa 100 pro Tag.

Backpacker und Afrikaner (jede Menge) sind glaub ich die australische Version der Deutschen Gemuesepolen. Inzwischen isses nu schon wieder um zehn am Abend und wir muessen um fuenf aufstehen (ich hasse das!), von daher sag ich mal gute Nacht und bis demnaechst.

Sonntag, 20. Januar 2008

New Norfolk

Gestern bin ich nach New Norfolk gefahren. Das ist ein kleiner Ort noerdlich von Hobart. Es soll hier Arbeit geben und die gibt es tatsaechlich auch, nur besteht das Problem dass man nicht zur Arbeit kommt und die Arbeit schon garnicht zu einem kommt. Ein "Cherry Orchard" 30 km ausserhalb sucht Leute, aber wie zur Hoelle sollen wir (noch ein paar andere im Hostel hier) dahin kommen?

Man bekommt hier irgendwie den Eindruck dass Tasmanier Hostels moegen. Nach 3 Tagen im Hobart Hostel hatte ich mit geschaetzten 10 Leuten gesprochen, davon waren 8 Aussies und wiederum davon 5 Tasmanier, wovon 3 aus Hobart und Umgebung kommen. Warum zur Hoelle wuerde ich in meiner Heimatstadt in einem Hostel wohnen? Die spinnen die Aussies, aber das is ja nix neues. Die fangen auch Tennismatche um Mitternacht an und lassen die armen Sportler bis halb fuenf morgens rackern. Is natuerlich praktisch fuer europaeische Tennisfans.

Im Hintergrund lade ich grad Bilder auf flickr hoch und das dauert, und dauert, und dauert. Und dann dauert es noch ein bisschen laenger. Argh! Vielleicht sollte ich mich damit beschaeftigen euch die Bilder zu beschreiben waehrend sie hochgeladen werden ... Naja, ich glaub ich werd mich mal an den englischen Eintrag setzen.

Achja: Ich hab mir hier in Tassy auch den ersten Sonnenbrand zugezogen und der ist saftig. Es war aber nicht so, dass die Sonne an jenem Tag geschienen haette. Nein, es war wolkig und welcher Europaeer packt schon Sonnencreme drauf wenn keine Sonne scheint? Die Ozonschicht ist in Tasmanien unguenstigerweise nur so eine Art Erinnerung aus besseren Zeiten. Ich lebe momentan genau unterm Loch und das macht sich bemerkbar. Autsch!

Dienstag, 15. Januar 2008

Hobart

Soa, bin heut ohne weitere Komplikationen in Hobart (die Hauptstadt Tasmaniens) angekommen. Vom Flugzeug aus hat sich schon angedeutet was es hier zu sehen gibt. Phaenomenale Natur!
Hobart selbst wirkt sowas von unglaublich provinziell nach 3 Monaten in Sydney. Ich bin heut gegen 19 Uhr mal runter zum Hafen gelaufen und die Strassen waren wie leer gefegt. Nuescht los hier, aber deswegen bin ich ja auch nicht hier. Davon hatte ich in Sydney jede Menge.
Das Hostel ist ganz nett, aber auch nix besonderes. Hab mich erstmal fuer 3 Tage eingebucht um mich zurecht zu finden. Da das Internet hier im Hostel echt teuer ist ($2 fuer 30 Minuten) wars das jetzt auch erstmal.

Bis demnaechst

Samstag, 12. Januar 2008

Ein Lied für mich

Bin letztens auf einen Song gestoßen, der irgendwie passt. Ganz so schlimm wie in dem Song ist es zwar nicht, aber ähnliche Gefühle haben mich letztlich dazu bewegt nach Tasmanien zu gehen und Sydney hinter mir zu lassen:

"Na toll, ich lieg schon seit ner runden stunde
wie so ein bekloppter im hotel und starr auf das tapetenmuster.
im fernsehen sabbelt irgendein proll er wär gern rockstar
und hat echt kein Problem mit seinem angeklebten brusthaar.
denn es gibt hier nur mich und die bepisste flimmerkiste,
während ich die nacht in diesem tristen zimmer friste
und anstatt zu schlafen was ich eigentlich dringend müsste,
träum ich heimlich von dem hafen meiner kleinen heimat küste.
ich lieg hier im bett unter nem hässlichen bild
das das unglaublich schlimme zimmer erst so richtig gemütlich macht,
ich fühl mich wie 'ich gegen die restliche welt'
in einer stadt, die so gar nichts für mich übrig hat.
ach freunde, währt ihr ihr doch bei mir in diesem scheissladen,
dann würden wir die nacht zum tag machen und vor lachen in schweiss baden.
wir würden unsere trockenen kehlen ölen wie im shamrock,
wir würden wirklich dreckige lieder grölen wie im fanblock.
wir würden mit unglaublichem spass unsere gesundheit ruinieren und sogar abgehen zu glam rock.
doch: ja, ja, ist mir schon klar, dass es manchmal einsam und leise ist,
wenn man von hier nach da wiedereinmal auf der reise ist,
und so hör ich auf, weil weiteres den rahmen sprengt,
warte bis mich mein leben dahin lenkt, wo jeder meinen namen kennt."

Fettes Brot - Bring mich nach Haus

Mittwoch, 9. Januar 2008

Tassy, ich komme

Nun, ich habe eindeutig zuviel Zeit in Sydney verbracht und daher beschlossen für ein Weilchen (7 Wochen) nach Tasmanien zu gehen. Dort werde ich dann wohl auch mal der typischsten aller Backpackerbeschäftigungen nachgehen - Fruitpicking. Es ist Erdebeerensaison.
Hab heute gebucht und werde kommenden Dienstag losmachen.

P.S.: Eigentlich versteck ich mich da ja nur vor eventueller Verfolgung durch Marxisten und die Staatssicherheit, aber PSSSCHT!

Revolution in Sydney!

Es gibt sie noch: Echte marxistische Idealisten! Und ich habe sie gefunden. Wieso findet der Pale sozialistische Idealisten in Sydney wo er doch eigentlich umherreisen sollte? Das kam folgendermaßen:

In den letzten Tagen habe ich hier in der Gegend ein Plakat rumhängen sehen, dass einen Vortrag mit folgendem Titel bewarb: „The Trial of Oscar Wilde and the Rise of Homophobia“. Klang irgendwie interessant, es war kostenlos und ich hatte eh grad nix besseres zu tun, also bin ich gestern dahin.

Dieser Vortrag entpuppte sich dann als Treffen einer Gruppe namens Sozialist Alternative. Da fragte ich mich zum ersten Mal wo ich da reingeraten bin. Nun gut, der Vortrag war grauenhaft in Gliederung und Argumentation, aber immerhin mit jeder Menge Pathos präsentiert. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass man in einen Vortrag über die Diskriminierung von Homosexuellen das Wort „Kapital“ so oft hineinbekommt. In der darauf folgenden Diskussion, an der ich mich verwunderlicherweise mal nicht beteiligt habe, wurde das alles noch verschärft und das derzeitige System grundlegend zur Wurzel des Bösen erklärt. Diskussion ist hier als Begrifflichkeit aber eigentlich weniger angebracht als vielmehr "Argumentative Kollektivkonsensbildung". Es war wirklich interessant den argumentativ-intellektuellen Vorsprung der älteren Mitglieder zu beobachten, die sich bemerkenswert deutlich vom sonstigen „Yeah, we are against!“ und „The capital ist the fundamental problem“ abhoben. Ich hab da auch zum ersten mal seit Ewigkeiten wieder das Wort „Bourgeois“ in einer Diskussion vernommen. Fast schon liebenswert anachronistisch dieser Haufen …

Das Fazit war jedenfalls, dass das Kapital daran Schuld ist und an allem anderen sowieso auch. Ich erlebte die rhetorische Verbrüderung von Homosexuellen, Kommunisten und allen anderen Minderheiten zu einem einheitlichen Mob, der sich in Anlehnung an die „großartigen Errungenschaften der Russischen (Oktober)Revolution“ gegen die Unterdrückung des imperialistischen Kapitals auflehnt. … oder so ähnlich. Mich würde mal interessieren was Herr Guido Westerwelle dazu meint.

Nachdem ich mir dann zuhause mal ihre Partei-Postille mit dem bemerkenswert kreativen Namen „Socialist Alternative“ zu Gemüte geführt habe mache ich mir ernsthaft Sorgen vom australischen Verfassungsschutz beobachtet zu werden.

Hier mal ein paar Auszüge aus den Leitmotiven und Zielen:

„We are for a society in which ordinary people control every aspect of life“ (Erm, kennen wir schon)

“A successful revolution will involve the workers taking control of their workplace, dismantling existing state institutions (parliaments, courts, the armed forces and police) and replacing them with genuinely democratic ones.”

Auweiha! Solltet ihr eine Weile nichts mehr von mir hören wurde ich vermutlich entweder von den australischen Behörden wegen Verschwörung gegen den Staat oder sowas verhaftet, oder von der Socialist Alternative als Spion der imperialistisch-kapitalistischen Mächte mundtot gemacht – ganz demokratisch natürlich.

Montag, 7. Januar 2008

Chaotische Zustände

und wenn ich sage chaotisch, dann heißt das was ...
Hier mal ein paar Bilder um das zu veranschaulichen:











Dafür hat sie wie schon vorher erwähnt nur ungefähr 3 Stunden gebraucht ... Respekt!
Nichts davon gehört Emilia (Mitbewohnerin) oder mir.

Sonntag, 6. Januar 2008

Unerwartetes Erwachen

Ich bin heute von einem energischen Klopfen und einer fremden Stimme aufgewacht. Wer stürmte rein, als ich verschlafen und verwirrt "yeah?" sagte? Meine Vorbewohnerin! Was zur Hölle macht die denn hier? Ich bin noch nicht wirklich zum Fragen gekommen, aber sie schläft jetzt für 3 Nächte in unserem Wohnzimmer und es sah bereits nach 3 Stunden aus als hätte jemand die Bude gesprengt. So langsam versteh ich das Ausmaß der Frustration meiner Mitbewohnerin, die damit 1 Jahr lang leben musste ...

Freitag, 4. Januar 2008

Im Westen nichts neues

Jetzt sitz ich hier schon wieder in dem gleichen Café und eigentlich ist nix nenneswertes passiert seitdem ich Stephen Kings Chow Mein gegessen hab, naja obwohl. Meine Mitbewohnerin ist schon irgendwie etwas merkwürdig drauf manchmal.
Die Leute die mich gut kennen werden es mir eigentlich kaum glauben, aber ich hab mir in letzter Zeit tatsächlich angewöhnt hinter mir aufzuräumen und zu putzen (zB Küche) und nicht mehr das übliche Massakerszenario zu hinterlassen. Ich weiß wer jetzt grad im Mühlweg vor Freude schluchzt ... ;)

Nun, jedenfalls hab ich mir gestern was zu Essen gemacht und den größten Mist weggeräumt.
Es war aber nochwas in der Pfanne drinn, da ich soviel auf einmal schlicht nicht essen konnte. Als ich 2 Stunden später wieder in die Küche kam lag ein Zettel meiner Mitbewohnerin auf dem Tresen, dass es ja unheimlich schlimm aussieht in der Küche (tat es wirklich nicht!). Und dann noch folgender P.S. Kommentar: "It is not fair to expect someone not to be pissed off by this" (Es ist nicht fair zu erwarten, dass jemand davon nicht verärgert ist).
Erm, was wollte sie mir denn damit bitte sagen? Setzt so eine Aussage nicht eine entsprechende Unterhaltung vorraus? Es fand aber schlicht keine statt. Ich interpretier das mal als vorbeugenden Abschluss einer hypothetischen Diskussion die ihrer Meinung nach nicht stattfinden sollte, weil es unfair ist.

Oder so ungefähr ...

Hab jetzt übrigens grad eine seperate englische Version des Blogs eingerichtet:
Stephan in Oz
Wer interesse hat, kann gerne auch das lesen. Manche Referenzen sind da natürlich unterschiedlich, da die meisten Leser mit mir in Birmingham waren.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Chow Mein und Stephen King

Als mich gestern mein Kühlschrank mit seinen Weiten überwältigender Leere angähnte beschloss ich zur Feier des noch jungen Jahres Essen zu gehen. Bescheiden wie man als Backpacker so ist, gedachte ich mich mit einem wunderbaren Fuß Subway Melt zu begnügen. Nix da, der SUBWAY am Hauptbahnhof HATTE KEIN BROT und sie boten mir einen Wrap an!!! Nochmal, weils so schön ist: SUBWAY HATTE KEIN BROT!!!

Hallo? Ein Subway ohne Brot? Das is wie ein Bäcker der einem erzählt, dass er grad kein Mehl hat, einem aber einen Maisfladen anbieten könnte!


Ich bin dann weitergezogen und schließlich auf unergründlichen Wegen in einem Foodcourt in der Mitte von Chinatown angekommen. Ein Foodcourt ist so eine Art Einkaufsmeile für Fresssüchtige oder das Jüngste Gericht der Weightwatchers: In der Mitte ziemlich viele Sitzplätze und drum herum Restaurants, und noch mehr Restaurants und dann noch ein paar mehr. Is aber echt praktisch für Gruppen, da dort so ziemlich jeder was für sich findet, vermutlich sogar Vegetarier.


Weil man ja am Neujahrstag traditionell Fisch ist (warum auch immer), habe ich mir Seafood Chow Mein mit chinesischen Nudeln bestellt. Was dann 10 Minuten später vor mir stand war ein guter Grund Vegetarier zu werden: Eine lecker aussehende vegetarische Suppe und ein Teller mit nichtvegetarischem Essen, das aussah als ob Stephen King das Rezept geschrieben hätte. Es hatte einfach alles. Da waren Tentakeln, da war Schleim und da war ein lidloses Auge. Das starrte mich an als ob es zurückessen würde, sollte ich den Griff zur Gabel wagen! Und chinesische Nudeln.

Nach einer Schweigeminute für $8.50, die ich in den Tiefen eines Ozeans voller kulinarischer Schrecken versenkt glaubte, begann ich zaghaft zu Essen. Zirka 10 Sekunden später durchlief ich unterschiedliche Stadien geschmacklicher Ekstase. Am Ende war mein Magen voll und mein Teller leer. Naja, fast. Das lidlose Auge lag immernoch auf dem Teller und ist jetzt wohl in einem Mülleimer wo es vermutlich lange Stunden damit verbringt anderen Essensresten Angst einzujagen. Irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen das zu essen, zumal an dem Auge auch noch die Tentakeln hingen. Der Schleim war toll.


Wie kann ein Essen, das so unglaublich widerlich aussieht, so wahnsinnig gut schmecken?

Under the Bridge




So, da ist nun also das neue Jahr 2008. Wie eigentlich jedes Jahr stelle ich fest, dass es sich genauso anfühlt wie das Jahr zuvor, und das davor, und alle die noch vorher kamen. Nur mit dem Unterschied dass ich diesmal am anderen Ende der Welt bin und ne Menge Vorsprung habe. Zu dem Zeitpunkt wo ich das grad schreibe (02.01. 00:45 Uhr) wacht ihr daheim vermutlich grad mit unterschiedlich starken Katererscheinungen auf und verflucht die Tatsache, dass das neue Jahr mal wieder mit Kopfschmerzen beginnt während draußen die Straßen aussehen wie nach der Französischen Revolution. Ist hier beides nicht der Fall gewesen. Ich war zwar mächtig im Tee, aber der lange Weg nach Hause hat erheblich zur Ausnüchterung beigetragen. Und der bei uns übliche Sylvesterkriegszustand scheitert an der Tatsache, dass es hier keine Knaller und Co zu kaufen gibt. Vernünftiger Gedanke: Die Sache mit dem explodierenden Zeug überlassen wir den Leuten die sich damit auskennen und wissen wie man das Absprengen eigener Körperteile vermeidet.

Aber vermutlich wollt ihr auch wissen, was ich eigentlich gemacht hab. Im wesentlichen haben wir gewartet, dass es später wird und uns die Zeit mit dem Vernichten von Alkohol vertrieben. Bei Temperaturen von knapp 30 Grad ist man allerdings leicht schneller voll als die Flasche leer und demmentsprechend waren die örtlichen Ambulanzen schwer beschäftigt. Wo ist das alles passiert? Unter der Brücke ... Um genau zu sein unter einer der berühmtesten Brücken der Welt (der Sydney Harbour Bridge) mit Blick auf die Oper in Sydney. Aber das mit der Oper kann man ja auch überall daheim erleben: 24mal pro Kasten.

So ganz ohne Hindernisse lief das aber auch nicht ab, da ein paar Leute von uns sehr früh kamen und beim Betreten des Geländes noch nicht durchsucht wurden. Nun, das hatte sich zu der Zeit als mein Kumpel und ich kamen geändert: Da standen wir nun also mit einer 24-Flaschen Kiste Bier vor einem Eingang mit Rucksackkontrolle und großen Schildern die sagten, dass weder eigener Alkohol noch Glas erlaubt sind. Toll! Nach einer Stunde vor dem Eingang sitzend hatten wir zusammen 12 Bier (375ml pro) getrunken und dann kam der Knaller: Eine Polizeistreife läuft vorbei, eine zweite läuft vorbei und eine dritte bleibt dann als großer Schattenspender vor uns stehen und fragt uns ob wir uns bewusst sind, dass hier seit 2 Stunden alkoholfreie Zone ist? Erm, nein? Jedenfalls mussten wir dann unter kritischen Augen ziemlich angeschickert sehen dass wir unser Restbier loswerden. Was machen wir? Wir versuchen es genau vor deren Augen an die nächstbesten Idioten zu verkaufen, was uns tatsächlich auch unter nur geringem Gesamtverlust ($3.00) gelingt. Ich glaube unsere Käufer hassen uns, denn bevor wir dann reingingen sahen wir grad noch wie unsere Polizeistreife dann mit breitem Grinsen auf diese zuging.


Stunden später hab ich dann beim Gruppenbild meinen Wein (ausm Schlauch in ner Kiste) anderen Leuten auf die Füße gekippt (siehe Bild).

Dann wurde es auf einmal sehr SEHR LAUT und es war offiziell 2008 in Sydney.

Das Feuerwerk war recht nett, aber meiner Meinung nach total überbewertet. Das lag aber vielleicht auch daran, das Anfang Dezember die Feuerwerksfabrik in Sydney explodiert ist. ;)

Da fällt mir grad ein: Wir hatten sogar 2 Feuerwerke. Eines war um neun, da man in Sydney scheinbar auch den „absoluten“ Beginn des neuen Jahres feiert.

Irgendwann später sind wir dann mit tausenden anderen wie Vieh über die Harbour Bridge zurückgetrieben worden, wobei wir die Hälfte der Gruppe verloren, was aber wurscht war da eh jeder nur noch heim wollte.

Alles in allem war es ein echt witziges Neujahr und bizarr: Stinkbesoffen am anderen Ende der Welt in der Mitte eines riesigen Familienbarbeques das neue Jahr begrüßen während die Heimat gerade eben noch ein Knoppers gegessen hat ...