Donnerstag, 15. Juli 2010

Facebook bevorzugt Mörder gegenüber nackten Plastikpuppen

Nochmal kurz zur Erinnerung. Am 6. Juli hatte ich über die Zensur einer nackten Porzellanpuppe auf einer Facebook Page berichtet. Die nackten Porzellanbrüste verstießen gegen die Geschäftsbedingungen betreffs Pornographie und wurden mit einem netten Zensurbalken versehen.

Was scheinbar nicht gegen die Geschäftsbedinugngen verstößt ist die Huldigung eines Mörders. Raoul Moat, nach einer Haftstrafe wegen Körperverletzung gerade aus dem Gefängnis entlassen, schoss die Ex-Freundin an, tötete den neuen Freund der Frau mit einem Kopfschuss und behagelte auch noch einen Polizisten mit Blei. Danach richtete er sich nach einer längeren Verfolgungsjagd selbst.

Auf Facebook gibt es eine "Diskussionsgruppe", die sich unter anderem mit der Huldigung dieses Mannes beschäftigt ("He's a legend"). Die Löschung dieser Gruppe wegen der Verherrlichung von Gewalttaten und Tätern wurde von Facebook rigoros abgelehnt. Der Grund? Das Recht auf freie Meinungsäußerung ...


Also mal ehrlich! Was sind denn das für moralische Werte, bei denen zwei knubbelige Erhebungen aus fein modelliertem Porzellan mehr Anstoß erregen als die Verherrlichung eines Mörders aus niederen Beweggründen (Eifersucht)? Das soll jetzt kein Aufruf sein die Diskussions-Seite zu löschen. Ich finde nur einfach die Kriterien arg verschoben. Da sind wir aber wahrscheinlich ziemlich der amerikanischen Moralinterpretation ausgeliefert: Gewalt ist schlecht, aber mitunter auch nützlich und daher nicht grundsätzlich verdammenswert. Nacke Brüste hingegen gelten als grundweg gesellschaftsschädigend und dürfen daher keinem Nutzer zugänglich gemacht werden.


Ich finde das unglaublich, aber werde ich deswegen mein Facebook Profil löschen? Nein, genausowenig wie geschätzte 500 Millionen weitere Nutzer. Das mag einem wenig profiliert erscheinen, aber leider bin ich für meine berufliche Zukunft (zumindest im Moment) darauf angewiesen. Was übrig bleibt ist die Hoffnung auf eine Welle der Entrüstung sowie ein bitterer Beigeschmack ...

Eine kleine (aber immerhin eine) Möglichkeit ist der Facebook Like-Button an der Seite dieses Artikels, denn dadurch bekennt ihr euch zur Kritik an Facebook's Zensurrichtlinie.

Also: Hate it by liking it!




Photo von Raoul Moat: PA auf Telegraph.co.uk

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